Met toestemming overgenomen van de website Archief Well, waarvoor dank.
Op de
interessante website Archief Well (www.archiefwell.nl) troffen we een uitgebreid geschiedenis aan over Joodse onderduikers in de Tweede Wereldoorlog in Well. De webmaster vroeg of er nog meer verhalen bekend waren over
dit bijzonder hoofdstuk in de geschiedenis. Mevrouw Truus Brokke-Verhoeven reageerde:
Moeder Käthe en zoon Rolf Grünewald in 1947
“In de Tweede Wereldoorlog zijn bij mijn ouders Martin en Truuj
Verhoeven-van Lin op de Smeele in Well, twee Joodse mensen ondergedoken
geweest. Het waren moeder Käthe en zoon Rolf Grünewald. Woonachtig in Venlo,
Grote Kerkstraat 8. Zij hadden daar een ververij en stomerij.
Na de inval van de Duitsers moesten alle Joden opgepakt worden en op
transport gesteld worden naar concentratiekampen. Omdat toen een
familielid van ons uit Velden daar werkzaam was en wij ver afgelegen
woonden, zijn ze bij ons terecht gekomen. Eerst zoon Rolf. Hij is 's nachts
stiekem uit Venlo gevlucht. Moeder mocht nog bij de zieke man blijven. Toen hij
later is overleden was Rolf al bij ons. Hij kon en durfde niet naar de
begrafenis te gaan. Hij werd ziek van verdriet en heimwee. Daarna is de moeder
ook naar ons gevlucht. Ze hebben twee jaar op een zolderkamertje doorgebracht.
Het waren hele lieve en dankbare mensen. Mijn broer Hen mocht niet weten dat
ze Joods waren. In de buurt bij ons woonden twee NSB- gezinnen. Mijn
ouders waren bang dat hij zich kon verpraten als hij bijvoorbeeld in het café
een biertje op had. Mijn zus Cis en ik wisten het wel.
Op een gegeven ogenblik werd het bij ons te gevaarlijk, er werden
Duitsers ingekwartierd. Rolf en zijn moeder zijn toen bij het echtpaar Cremers
in het Knikkerdorp terecht gekomen en zijn daarna mee geëvacueerd naar
Groningen. Na de bevrijding hebben ze zich bekend gemaakt en verteld dat ze
Joods waren. Na de terugkeer uit Groningen zijn ze nog een poosje in Venlo
gebleven en daarna zijn ze geëmigreerd naar Zuid-Amerika, waar moeder Käthe een
zus had wonen.
Ze hebben met ons steeds contact gehouden. Ook is Rolf, die later
getrouwd is, een keer met zijn vrouw hier in Well geweest. Nog steeds was hij
heel dankbaar dat hij het leven aan de familie Verhoeven te danken had. Hij gaf
me toen het prachtige boek cadeau Die drei Eisheiligen, waarin ook het
levensverhaal van zijn familie staat. Vele brieven zijn er over en weer
gewisseld, helaas heb ik die niet bewaard. Maar al deze herinneringen kan ik
mij nog goed voor de geest halen.”
Rolf Grünewald, 1993
Rolf Grünewald heeft een lang verhaal geschreven over de tijd dat het
gezin nog in Duitsland woonde, naar Venlo verhuisd is en over de
verschrikkelijke oorlogsjaren. Tot in detail staat de periode beschreven toen
hij en zijn moeder in Well waren en als evacuees in Groningen. Het hele
aangrijpende verhaal is via (https://www.yumpu.com/de/document/read/2071812/ich-denke-jeden-tag-an-max-und-hedi-the-3-saints) te lezen
vanaf pagina 209.
Een korte versie uit het boek: Hoofdstuk Retter in der Not
“Unsere neuen Gastgeber Martin und Truus Verhoeven mit ihren drei
Kindern Cisca, Hendrik und Truus waren sehr nett zu uns. Sie betrieben eine
kleine Landwirtschaft, und mit unserem vorher vereinbarten monatlichen Zuschuß
mußten sie uns alle über Wasser halten, denn wir hatten ja keine
Lebensmittelkarten. Mit schwerer Feldarbeit und einer Kuh, später auch zwei,
verdienten und erzeugten sie ihr Brot und die Nahrungsmittel für uns alle. Oft
warteten wir ängstlich auf die Rückkehr unseres Gastherrn, wenn er am späten
Abend heimlich das Korn in der Mühle gegen Mehl eintauschte. Glücklicherweise
kann ich hervorheben, daß wir dort nie hungerten, im Gegenteil, wir waren den
Umständen entsprechend mit der Kost sehr zufrieden.
Eines Tages bekam ich heftige Zahnschmerzen, hervorgerufen durch
Entzündung und Vereiterung eines hohlen Backenzahns. Einen Arzt hinzuzuziehen
war unmöglich, und so half uns in dieser Situation wie durch ein Wunder ein
Gesundheitsbuch, das uns auf Speichelfluß aufmerksam machte. Auf Grund dieser
Eigenbehandlung mit primitiven Mitteln und einer Arznei von „Dr. Heumann“, die
wir durch die Post in Amsterdam besorgten, wurde ich nach zwei Monaten endlich
wieder gesund.
Heute denke ich oft darüber nach, wie wir die endlose Zeit der
Ungewißheit mit dem ständigen Auf und Ab unserer Gemütsschwankungen überwinden
konnten. Vor allen Dingen half uns Herr van Lin, der uns jeden Monat besuchte
und uns die überzeugende Hoffnung gab, daß das Hitler- Deutschland den Krieg
verlieren würde – für uns die einzige Rettung. Dann half mir das volle
Gottvertrauen und die täglichen Gebete, wovon ich auch meine Mutter trotz
unserer Trauer überzeugte. Auf wundersame Weise – woher und wieso weiß ich
heute nicht mehr – hatte ich ein Buch mit unseren hebräischen Gebeten und
genauen Erläuterungen über den Stand der jüdischen Feiertage nach dem
hebräischen Kalender. So berechnete ich die Feiertage vom letzten mir bekannten
Datum. Wir fasteten sogar am „Jom Kippur“ (Versöhnungstag) und wurden von
unseren Wirtsleuten darin vollkommen respektiert.
Wir befanden uns den ganzen Tag in unserem einsamen Stübchen mit dem
Fenster zum Feld. Der Hund unten war unser ständiger, sichtbarer Bewacher. Zu
bestimmten Zeiten beobachteten wir unsere Gastgeber bei der schweren Feldarbeit
mit einfachen Gerätschaften. Um nicht auf „dumme Gedanken“ zu kommen, sorgten
wir für ständige Beschäftigung. Wir lasen die Geschichten in den Heften, die
die Leute von der Kirchengemeinde mitbrachten und die Zeitung, die ab und zu
mit bedrohlichen Nachrichten erschien, was uns Nerven kostete.
Meine Mutter beschäftigte sich mit Nähen, Stopfen, Kartoffelschälen
usw. Ich erweiterte meine Sprachkenntnisse mit Lehrbüchern in englischer und
französischer Sprache. Dann kam ich auf die Idee, ein ganzes Schachspiel zu
schnitzen. Außerdem beschäftigte ich mich mit Erinnerungen aus meiner Lehrzeit
bei Flörsheim. Ich nahm dazu Stroh und legte die plattgedrückten Strohhalme wie
eine Kette im Webstuhl nebeneinander und spießte oben und unten auf einem Brett
eine Stecknadel ein. Nach der erlernten Bindungslehre machte ich dann einen
Jaquardplan mit Mustern, z.B. einen Schwan. Das Bild ergab sich dann ohne Farbe
aus dem Einführen der an den Stecknadeln betätigten Hoch- und Tiefgänge wie im
Webstuhl. Diese interessante „Erfindung“ lenkte mich glücklicherweise etwas von
trüben Gedanken und Krankheiten ab.
Da wir stets damit rechnen mußten, den Unterschlupf verlassen zu
müssen, kam ich auf den Gedanken, unsere Gürtel aufzutrennen, um das Geld
sorgfältig gefaltet darin aufzubewahren. Diese primitive Art war unauffällig,
obwohl nach jeder Bezahlung zugenäht werden mußte, aber wir hatten ja Zeit in
Hülle und Fülle. Außerdem verbargen wir auf diese Weise unseren gelben
„Judenstern“ und die Adressen, wo wir uns nach einer Rettung melden konnten.
Diesen Zettel fand ich jetzt, darunter die Adresse von A. Grunewald, San José,
California, wahrscheinlich ein Nachkomme des Bruders meines Großvaters Elias
Grunewald. Unser Umgang mit dem „Judenstern“ kommt mir heute sehr gefährlich
und fahrlässig vor, aber wir dachten doch nie an eine solche „Hölle auf Erden“.
Der Lokus war unten im Stall und bestand aus nur drei Wänden in
Mannshöhe, also ohne Tür. Hier war man nicht allein, sondern befand sich in
vertrauter Gesellschaft von einigen quiekenden Schweinen im Vordergrund, von
einer, später zwei Kühen rechts daneben und einem Pferd dahinter. Eines Tages
passierte mir ein Mißgeschick, glücklicherweise mit gutem Ausgang. Ich trug,
wie zu jener Zeit üblich, Hosenträger, und da passierte es: Als ich auf dem Klo
fertig war und die Hosenträger mit einem Ruck über die Schulter riß, erschrak
sich das treue Pferd, scheute, machte kehrtum, stieß die Stalltür auf und nahm
Reißaus. Hinzu kam, die Wirtsleute befanden sich auf ihrem sonntäglichen
Kirchgang, wodurch wir also zwei oder mehr Stunden allein im Hause waren.
Obwohl in der Einsamkeit fast nie jemand unerwartet kam, vermied ich es, durch
das geöffnete Tor nach dem Pferd zu sehen. Schließlich kamen unsere Wirtsleute
zurück und nahmen den Vorfall gelassen hin, wußten sie doch, daß das treue Tier
nach kurzer Zeit zurückkommen würde, was sich auch bewahrheitete.
1944 rückten die Alliierten unaufhaltsam vor, und durch den Rückzug der
deutschen Truppen wurde der Maasverlauf zur Kriegsfrontlinie. Die Bauern mußten
mit deutscher Einquartierung leben. Da wir uns nicht mehr im Haus versteckt halten
konnten, nannten wir den Deutschen in unserer Not falsche Namen und gaben uns
als Flüchtlinge aus den bombardierten, holländischen Städten aus, die sämtliche
Papiere sowie alles Hab und Gut verloren hatten und hier Schutz vor den
Bombenangriffen suchten. Die erfundenen Namen und Herkunftsorte aus Gebieten,
die wegen der zwischenzeitlichen Besetzung durch die Alliierten nicht
kontrolliert werden konnten, hatte ich mit meiner Mutter schauspielerisch
eingeübt: Weduwe (Witwe) Lenen, Wilhelmus (Willem/Wim) Lenen, Religion
lutherisch, reformiert.
Hier noch eine Anekdote: Kurz vor der Evakuierung der Bevölkerung
Nord-Limburgs, quartierten sich 1944 deutsche Soldaten in dem Haus unseres
Unterschlupfs ein und stellten Funkgeräte auf, die im Aussehen an Spinde in
Umkleideräumen erinnerten. Kaum traten sie mit ihrer Funkverbindung in Aktion,
da machten die auf der anderen Seite der Maas liegenden Verbände,
wahrscheinlich Kanadier, den Standort durch Peilung ausfindig und begannen, mit
Artillerie auf das Ziel loszuballern. Plötzlich prallte ein Granatsplitter von
der Wand unseres Schlupfwinkels ab, riß ein Loch in den Ärmelansatz meines
neben dem Schrank hängenden Wintermantels und fiel anschließend noch heiß in
die Manteltasche. Wir hatten großes Glück, denn meine Mutter und ich saßen
genau in der Mitte des Zimmers, also in unmittelbarer Nähe der Flugbahn des
Geschosses.
Als in den Mondnächten 1944 die Flugzeuge der Alliierten stundenlang in
der Luft brummten, saßen wir mit unseren Wirtsleuten und ihren Verwandten mit
kleinen Kindern, insgesamt zwölf Personen, im kleinen Keller, der vorsorglich
wegen Einsturzgefahr durch Bombenangriffe mit einem starken Baumstamm in der
Mitte abgestützt war. Sandsäcke vor den Kellerfenstern waren eine weitere
Schutzvorrichtung. Wir schliefen auf Stroh. Um eine Kerze anzünden zu können,
mußte vorher die Tür geöffnet werden, da durch die vielen Personen in dem
kleinen, mit Sandsäcken abgeschirmten Raum kaum ausreichend Sauerstoff
vorhanden war. Alles ging gut, wir litten keinen Hunger, und mit Gottes Hilfe
überstanden wir alle Gefahren.
Eines Tages kam ein Soldat vom sogenannten deutschen Arbeitsdienst und
forderte die Herausgabe von Pferd und Wagen. Er kam nicht weit, denn plötzlich
merkte das treue Tier, daß nicht wie gewohnt sein Herr, sondern ein fremder
Mensch die Zügel des Gespanns führte. Es machte einen Satz …, und der Soldat
blieb ohne Pferd und Wagen zurück. So ging dieser unverrichteter Dinge seines
Wegs, während das Pferd nach einer ganzen Weile wieder in seinen Heimatstall zurückkehrte.”
Well, 1945
Well, 1945
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